Rotkäppchen und ich trödelten verliebt durch den Park.
Zwischen ihrem linken und meinem rechten Arm baumelte ein Weidenkorb, prallgefüllt mit leckeren Naschereien und Verhütungsmitteln.
Plump und erschöpft ließen wir uns auf einem der unzählbaren englischen Rasen fallen.
Der Korb kippte, alle Naschereien, sowie Verhütungsmittel, purzelten fröhlich heraus und verteilten sich lustig auf dem angelsächsisch getrimmten Immergrün.
Eilig und mit hochroten Gesichtern sammelten wir Letztere wieder ein, um sie arglos in den Korb zurück zu werfen.
Die Naschereien waren schnell vertilgt.
Vollgefressen und übersättigt dehnte sich eine dumpfe Langeweile in unseren einfältigen Gemütern aus.
Exkurs: "Unterdessen an einer anderen Stelle im Park."
Also wälzten wir uns, satt und einfältig wie wir waren, eng umschlungen über das Gras.
Unsere Hormone empfanden diese neue Beschäftigung allerdings als nicht sonderlich aufregend, stattdessen zogen sie es vor grölend und randalierend durch den Park zu rennen.
Da lagen wir nun, Rotkäppchen und ich, bis zum Scheitel vollgestopft mit Kohlenhydraten, von unseren Hormonen im Stich gelassen und, zu allem Überdruss, einem zur Hälfte gefüllten Weidenkorb mit nutzlosen Präservativen.
"Oh wie schön und vergänglich sie doch ist," poetisiere ich.
"Wen oder was meinst du?"
"Die fleischliche Liebe, mein Kind, " antworte ich.
"So denkst du also darüber!"
Erzürnt über meine Worte verhaute mich das engelgesichtige Märchengeschöpf umgehend. Anschließend verabschiedete sie sich grußlos und machte sich, querfeldein über den englischen Rasen "vom Acker".
(Vielleicht eine Art Brexit, wenn derlei assoziativer Nonsens erlaubt ist. Anm. d. Verfassers)
Wehleidig betrachtete ich meine Verletzungen und verbrachte noch mehrere Tage und Nächte alleine im Park.
Am siebten Tag jedoch griff ich beherzt nach dem Weidenkorb, den Rotkäppchen in ihrem Zorn zurückgelassen hatte, und machte mich auf den Weg zu Schneeweißchen und Rosenrot.
Meine Hormone folgten mir bereitwillig.
Hochachtungsvoll,
Alphonse (Sommer, 1999)
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